Offener Brief an Frau Dr. Birgit Roos, Sparkasse Krefeld

Sehr geehrte Frau Doktor Roos,

in der Sitzung des Rates der Stadt Nettetal am 10. September d.J. nahm an Ihrer Stelle Herr
Dohmen die Aufgabe auf sich, den gewählten Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Rede und
Antwort zu stehen zu den Plänen der Sparkasse zu den beabsichtigten Veränderungen innerhalb
des Sparkassengefüges in unserer Stadt. Sie hatten für die gewählte Vertretung der Bürgerinnen
und Bürger keine Zeit. In der Sitzung verliehen wir unserem Missfallen über das Vorgehen des
Sparkassenvorstandes, sanktioniert durch den Verwaltungsvorstand sehr deutlichen Ausdruck.
Herr Dohmen versprach, die Anregungen aus der Sitzung in den Sparkassenvorstand für weitere
Überlegungen mitzunehmen.

Gehört haben wir bisher nichts von Ihnen. Bis auf heute. Da teilen Sie unverblümt in einem
Pressebericht über eine Lesung des Buches von Michelle Obama bei der Frauenunion der CDU
der erstaunten Öffentlichkeit mit, dass sich an Ihren Vorhaben nichts, aber auch gar nichts
geändert habe. Perfider geht es unserer Auffassung nach nicht. Die gewählten Gremien der
Bürgerschaft werden von Ihnen unserer Wahrnehmung nach ignoriert und damit in unseren
Augen nicht ernst genommen. Dafür wählen Sie den Weg über eine Ihnen möglicherweise nicht
ganz so entfernt stehende Gruppierung einer Partei und gehen vermutlich davon aus, dass Ihre
Botschaft über die Presse transportiert wird. Dahinter sehen wir durchaus eine strategische und
taktische Vorgehensweise. Schon deshalb, weil Ihnen in Ihrer Position Strategie und Taktik
selbstverständlich nicht fremd sein werden. Wären diese Instrumente es, wären Sie natürlich nicht
dort, wo Sie sind. Soweit in Ordnung. Gut, wenn Frauen zeigen, sie können Strategie und Taktik!
Aber bitte, sehr geehrte Frau Doktor Roos, tun Sie uns den Gefallen und versuchen Sie nicht, die
gewählten Gremien außer Acht zu lassen. Haben Sie den Mut und stehen dem Rat der Stadt
Rede und Antwort, anstatt sich in Zirkeln zu erklären.

Mitte Juni gab ich für meine Fraktion, der SPD, folgende Stellungnahme ab.
„Stellungnahme der SPD-Fraktionsvorsitzenden im Rat der Stadt Nettetal, Renate Dyck, zu den
beabsichtigten Schließungen der Sparkassen-Filialen in Nettetal:

„Mit großem Bedauern und fast schon Entsetzen habe ich die Entscheidung zur Kenntnis
genommen, die Filialen in Schaag und Hinsbeck zu schließen. Als wir vor ca. 20 Jahren nach
langem Ringen in den Fraktionen im Rat der Stadt die Fusion der selbständigen Sparkasse
Nettetal mit der Sparkasse Krefeld beschlossen, konnten wir davon ausgehen, dass auch für die
Zukunft ein Mindestmaß an Serviceleistungen erhalten bleibt. Bei allem Verständnis für die
wirtschaftlichen Notwendigkeiten, muss der öffentliche Auftrag und die Verantwortung für die
Menschen in ihrem Einzugsgebiet im Mittelpunkt der Entscheidungen der Sparkassen stehen.
Diese Verantwortung für das Gemeinwohl ist offensichtlich aus dem Blickfeld der heutigen
Entscheider gefallen. Die Sparkassenorganisation ist keine Deutsche Bank und keine
Commerzbank, deren Interessen ausschließlich wirtschaftlicher Natur sind.

Für Schaag und Hinsbeck bedeutet die Schließung der jeweiligen Filiale ein tiefer Einschnitt in
das soziale Gefüge des jeweiligen Stadtteils. Ein Beispiel , wie es problematischer nicht werden
kann:

Eine alte Dame wohnt in Bruckrath, geht mit ihrem Rollator zur Bushaltestelle und fährt zum
Hubertusplatz. Von dort geht sie den kurzen Weg zur Sparkasse. Sie erledigt ihre Bankgeschäfte,
hebt Geld ab, macht Überweisungen, oft mit Hilfe des freundlichen Personals und fährt zurück.
Sie hat kein Internet und kein Smartphone, mit über 80 wird sie den Umgang nicht mehr lernen.
Wie soll sie in Zukunft ihre Dinge erledigen? Dem Rat des Ortsvorstehers folgen und nach Breyell
fahren oder doch noch ein Smartphone anschaffen? Traumtänzerei desjenigen, der an der
Wirklichkeit der Menschen in seinem Ort vorbei lebt.

Von diesen Beispielen gibt es viele in Schaag und Hinsbeck. Wir fordern den Vorstand und den
Verwaltungsrat der Sparkasse Krefeld auf, die Entscheidung zugunsten eines enger geknüpften
Service-Netzes noch einmal zu überdenken.“
Daran hat sich nichts geändert.

Gerne höre ich von Ihnen

Mit freundlichen Grüßen

Renate Dyck

Vorsitzende der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Nettetal

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